Bauphysikalische Grundlagen

Zwangsbelüftung bringt Bauphysik ins Gleichgewicht

In den letzten Jahren hat die Anzahl an Schimmelpilzschäden in Wohnungen stark zugenommen. Das liegt nicht an geänderten Verhaltensweisen von Bewohnern, sondern an der veränderten Bauweise. Getrieben von der EnEV wurden sowohl im Neubau als auch bei Sanierungen immer dichtere Gebäudehüllen hergestellt. Dadurch ist die natürliche Luftwechselrate im Gegensatz zu früheren Gebäudestandards deutlich reduziert. Das normale Lüftungsverhalten der Bewohner reicht in der Regel nicht mehr aus, um Schimmelpilzbildungen effektiv zu vermeiden. Daher müssen in den meisten Fällen zusätzliche, nutzerunabhängige Lüftungstechnische Maßnahmen ergriffen werden, um die Bauphysik wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Wir erklären bauphysikalische Grundlagen.

Warum wird ein Luftaustausch mittels Zwangsbelüftung benötigt?

dampfUm Feuchteschäden wie z.B. Schimmelpilz zu vermeiden, ist ein permanenter Mindestluftwechsel bauphysikalisch zwingend notwendig. Dieser hat in erster Linie den Zweck, feuchte Raumluft gegen trockenere Außenluft auszutauschen. Da in jeder Wohnung permanent Feuchtigkeit an die Raumluft abgegeben wird, muss dieser Austausch ebenfalls permanent stattfinden, damit die Luftfeuchte auf einem unkritischen Niveau gehalten wird. Feuchtequellen sind z.B. gegossene Pflanzen, Kochen, Duschen oder trocknende Handtücher. Alleine der Mensch gibt beim Ausatmen erhebliche Wassermengen an die Luft ab.
Feuchtigkeit, die nicht durch einen Luftaustausch abgeführt wird, speichert sich in den Poren der Wände. Wohnungen mit hoher Raumluftfeuchte haben somit „nassere“ Wände als solche mit niedrigerer Raumluftfeuchte. Das wirkt sich zum einen negativ auf die Energiebilanz des Gebäudes aus, denn feuchte Wände haben einen wesentlich höheren Wärmedurchgangskoeffizient als trockene. Zum anderen entsteht ab einer kritischen Wandfeuchte Schimmelpilz. Diese Grenze ist erreicht, wenn in Nähe einer Außenwand über mindestens 5 Tage eine relative Raumluftfeuchte von mehr als 80% vorherrscht.

In „feuchten“ Wohnungen kann man folgendes Phänomen beobachten:

SchimmelvermeidungStellt man in einer Wohnung ein Hygrometer auf und misst in der Raummitte beispielsweise eine relative Luftfeuchte von 75%, so ist akuter Handlungsbedarf gegeben, denn die Luftfeuchte wird in der Nähe der kälteren Außenwand weit über 80% liegen. Eine Stoßlüftung lässt dann zunächst die Luftfeuchte auf beispielsweise 40% sinken. Doch dieser Zustand ist in Wohnungen, die über keinen ausreichenden permanenten Mindestluftwechsel verfügen nicht stabil. Man kann beobachten, wie innerhalb kürzester Zeit (z.B. einer halben Stunde) das Hygrometer erneut 75% anzeigt. Und das obwohl während dieses Zeitraumes keine Feuchtelasten in die Wohnung eingebracht worden sind. Diese bauphysikalische Grundlage ist selten bekannt.

Wie ist das möglich? In Wohnungen, die aufgrund mangelhafter Feuchteschutzlüftung dauerhaft „feucht“ sind, ist die Feuchtigkeit im Wesentlichen in den Poren der Wände gespeichert. Bei geschlossenen Fenstern stellt sich ein Gleichgewicht zwischen Wandfeuchte und Luftfeuchte ein. Sobald jedoch die Luftfeuchte aufgrund einer Stoßlüftung gesunken ist, geben die Wände Feuchtigkeit an die Raumluft ab. Dadurch werden die Wände getrocknet, jedoch nach dem Schließen der Fenster nur so lange, bis die relative Raumluftfeuchte wieder auf dem hohen Niveau angekommen ist. In diesem Zustand kann von der Luft keine weitere Feuchtigkeit von den Wänden aufgenommen werden (erneuter Gleichgewichtszustand).

Die Raumluft sättigt sich nach einer hier beschriebenen Stoßlüftung so schnell, dass sich hierdurch die Wandfeuchte nur um einen sehr geringen Bruchteil reduziert. Eine nachhaltige Lösung kann bei „feuchten“ Wohnungen nur dadurch geschaffen werden, dass der permanente, nutzerunabhängige Luftaustausch durch eine Zwangsbelüftung erhöht wird. Die hierzu benötigte Luftmenge ist zwar sehr gering, aber sie muss vorhanden sein.

Nutzerunabhängige Sicherstellung der Feuchteschutzlüftung mit arimeo Fensterfalzlüftern

Höhere Luftmengen durch Beschlagsunabhängigkeit von arimeoEin permanenter Mindestluftstrom zum Feuchteschutz kann z.B. mit Fensterlüftern hergestellt werden. Im klassischen Anwendungsfall werden z.B. alle Fenster mit arimeo Fensterfalzlüftern ausgestattet und es wird dafür gesorgt, dass die Innentüren luftdurchlässig sind. Dies kann bei Holztüren auf einfache Weise mit INNOPERFORM® Überströmdichtungen ÜSD erreicht werden. Im Gegensatz zur manuellen Stoßlüftung findet nicht zu bestimmten Zeitpunkten ein kompletter Luftaustausch mit Auskühlen der gesamten Wohnung statt. Mit arimeo Fensterfalzlüftern besteht in der Wohnung vielmehr ein ständiger Luftaustausch, der vom Bewohner nicht wahrgenommen wird, und der fein genug abgestimmt ist, um Energieverschwendung zu vermeiden. Beim Vorhandensein dieser speziellen Zwangsbelüftung müssen die Bewohner zur Feuchtevermeidung nur noch bei Feuchtelastspitzen wie z.B. nach dem Duschen selbst lüften.

Nach dem Einbau von Fansterfalzlüftern in eine „feuchte“ Wohnung dauert es Wochen, bis die Wände trocken genug sind, und ein stabiler Zustand mit geringer Raumluftfeuchte erreicht ist. Danach ist durch die funktionierende Feuchteschutzlüftung das bauphysikalische Gleichgewicht wieder hergestellt. Die Ursache der lüftungsbedingten Schimmelpilzbildung ist abgestellt!

Draußen herrschen 90% Luftfeuchte – trotzdem besteht Trocknungspotential

Die schimmelkritische Zeit ist die Heizperiode, in der die Außenwände in Wohnungen kühler sind als die Luft im Wohnraum. Dadurch ergibt sich beispielsweise bei einer Raumluftfeuchte von 70% eine weitaus höhere relative Luftfeuchte direkt an der Außenwand. Hier besteht dann ein hohes Schimmelrisiko.

Manchmal kommt die Frage auf, ob zur Absenkung der Luftfeuchtigkeit ein Luftaustausch oder eine Zwangsbelüftung überhaupt geeignet ist, da die eintretende Außenluft unter Umständen eine relative Feuchte von 90% aufweist. Diese Frage und bauphysikalische Grundlage kann jedoch eindeutig positiv beantwortet werden, denn die relative Luftfeuchte ist abhängig von der Temperatur. Sie ist nichts anderes als ein Indikator für den Grad der Sättigung der Luft mit Wasserdampf, wobei warme Luft mehr Wasser aufnehmen kann als kalte Luft.

Bei Außenbedingungen von 5° C und 90% Luftfeuchte reduziert sich beispielsweise die relative Luftfeuchte (d.h. der Sättigungsgrad) der einströmenden Luft erheblich beim Eintritt in die Wohnung. Nachdem sie sich auf 20° C aufgewärmt hat, beträgt ihre Luftfeuchte nur noch ca. 35%. Es liegt also ein beträchtliches Trocknungspotential vor.

Sollten Sie weitere Fragen über bauphysikalische Grundlagen haben, wenden Sie sich an unser Expertenteam im Bereich der Wohnraumlüftung.